Charles Darwin und die Evolution - ein revolutionärer Ansatz
Der britische Naturforscher Chareles Darwin (1809 - 1882) veröffentlichte am 24. November 1859 sein Buch "On the Orgin of Species (Über die Entstehung der Arten) und erzeugte damit einen ungeheuren Skandal. Er deutete an, dass sich der Mensch - ebenso wie alle anderen Organismen auf dieser Erde - in einem langen natürlichen Prozess entwickelte. Diesen Entwicklungsprozess nannte er Evolution.
Darwins Kernthese "Man is no exception!" (der Mensch ist keine Ausnahme) rüttelte beträchtlich am damaligen Selbstverständnis der Menschen als Krönung der göttlichen Schöpfung.
Als Evolution wurde die Entstehung und Veränderung der vielfältigen Organismen auf unserer Erde, die phylogenetische Entwicklung, die Lebewesen fortwährend verändert hat und auch zukünftig verändern wird, verstanden.
Evolution ist weder zielgerichtet noch gelenkt, und es gibt keinen werdenden Maßstab für eine Höherentwicklung, die schließlich mit dem Menschen abgeschlossen wäre.
Mutation meint genetische Varianten, die zufällig entstehen. Zusammen mit den nicht mutierten Abschnitten des Genoms (der Gesamtheit aller Gene in einen Organismus) bestimmen sie den "Bauplan" der Organismen. Der Mensch teil 60% aller Gene mit ganz einfachen Tieren wie der Fruchtfliege Drosophila. Mutationen bergen fast immer das Risiko schwerer Nachteile in sich, oft führen sie sogar zum Tod. Sie sind daher nur in ganz seltenen Fällen von Vorteil für das entsprechende Individuum.
Selektion meint Umweltbedingungen, die den Rahmen für das Überleben der Organismen vorgeben. Je besser ein Organismus mit seinen Fähigkeiten an seine spezielle Umwelt angepasst ist, desto mehr Chancen hat er zu überleben und damit, sich fortzupflanzen. Die Umwelt "selektiert" damit gewissermaßen. Darwin beschreibt dies in seiner Formel des Überlebens des am besten angepassten Organismus. Damit meinte er keineswegs den Stärkeren oder Brutaleren (vgl. Darin 1871/1992, Ried 1987, Wuketetis 2000).
Die fürchterlichen Auswüchse falsch aufgefasster Darwin´scher Konzepte führten im Nationalsozialismus zu der verheerenden Konsequenz des "Ausmerzens" von als minderwertig bezeichneter Anderer. Im sogenannten Sozialdarwinismus des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts wurde "das Überleben des am besten an die jeweiligen Umweltbedingungen angepassten Organismus" zum schlichten und gefährlichen "Überleben des Stärkeren" im Kampf und Wettbewerb zum Vorbild erklärt. Darwin und sein Evolutionstheorie haben damit nichts zu tun! (Vgl. Wuketits 2005).
Zitiert aus: Im Spiegel der Anderen, Forschungen zum gemeinsamen Erbe der Menschen (Johanna Forster, Wulf Schiefenhövel, Christa Sütterlin, Dorothea Steinbacher, 2012).